Opulentes Kino: Edward Klosinski gestorben
Klosinski wurde wie die meisten seiner Kollegen an der legendären Nationalen Film- und Theaterschule in Lodz ausgebildet, hatte 1970 das Glück, Kameraassistent bei Andrzej Wajdas „Birkenhain” zu werden – und wurde nach dem Abgang des Chefkameramanns dessen Nachfolger. Mit Wajda sollte er noch zehnmal arbeiten und mit allen anderen Großen des Polnischen Kinos, mit Zanussi, Stuhr, Machulski, Falk.
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Klosinski lieferte brillante und opulente Bilder, ohne anzugeben. „Ich habe ungezählte Stunden damit verbracht zu studieren, wie Vermeer, Rembrandt oder Turner ihre Gemälde aufbauten”, sagte Klosinski. „Ich erkannte, dass mir natürliches Licht am meisten zusagte, aber nicht völlig natürlich, sondern leicht verfremdet. Alles innerhalb der Grenzen des Realismus, aber nie als Illusion der Realität.”
Dann kamen auch für ihn das Jahr 1981 und das Kriegsrecht. Klosinki hatte „Der Mann aus Marmor” und „Der Mann aus Eisen” fotografiert, Wajdas berühmte Bestandaufnahmen des stagnierenden real existierenden Sozialismus, und nun blieben die Angebote aus. Klosinski wich nach Österreich aus, arbeitete für Bernhard Wicki und Peter Keglevic. Mit Klosinski konnte man Konzepte erarbeiten. Für den „Mann aus Marmor” wollte Wajda ein Element der Ironie im Bild. Also filmte Klosinski manche Szenen im kruden Stil des sozialistischen Realismus; andere zeigten ein westeuropäisch poliertes Warschau. Aus dem Kontrast entsprang die Ironie.
Mit Krzysztof Kieslowski entwickelte er die Farbdramaturgie von „Drei Farben: weiß”. Rolf Schübels „Gloomy Sunday – Ein Lied von Liebe und Tod” verdankt viel von seiner Vorkriegsatmosphäre Klosinskis Kamera, und für Lars von Triers „Europa” zauberte Klosinski eine glaubwürdige Stunde Null auf die Leinwand.
Dreimal drehte Klosinski mit Dieter Wedel („Der große Bellheim”, „Der König von St. Pauli”, „Mein alter Freund Fritz”) und dreimal mit Jan Schütte („Abschied – Brechts letzter Sommer”, „Supertex”, „Old Love”). Einmal, Mitte der Neunziger, zeigte er den Schauspielstar Krystyna Janda in ihrem Regiedebüt „Pestka” von deren bester Seite. Aber das sollte für einen Ehemann selbstverständlich sein.
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